Fortsetzung bedingt durch eine beginnende Diskussion:
Hallo lieber T., liebe G., lieber I. und lieber Herr B.,
erstmal möchte ich Danke sagen, dass Ihr hier geschrieben habt!
Ich hatte eine Weile überlegt, ob ich es wirklich posten soll oder nicht. Ich kannte den Mann ja noch nicht mal, aber es bewegte mich trotzdem. Dadurch dass Ihr jetzt geschrieben habt, habe ich
das Gefühl, dass es doch richtig war.
Als ich Dein Posting las, T., da dachte ich wie gut, dass der Tochter Deines Freundes geglaubt wurde, dass sie standhalten konnte und dass die neue Schule es sogar richtig aufarbeitet. Das halte
ich nicht für selbstverständlich! Wenn ich sowas lese, macht es mir Hoffnung. Da wir auch oft mit Jugendlichen arbeiten, setzen wir uns auch immer wieder mit (Internet)Mobbing auseinander. Was
sich für uns von unserer Jugendzeit zu heute erschreckend entwickelt hat und auch gerade durchs Internet immer rasanter zu werden scheint, ist zu einem die hohe (körperlich wie psychische)
Gewaltbereitschaft und zum anderen, dass es für viele keine Grenze mehr gibt. Es wird nicht aufgehört, im Gegenteil es wird noch nachgetreten, egal ob mit dem Bein oder mit einem Wort, immer und
immer wieder wie im Rausch. Und "früher" wurde Schadenfreude empfunden, wenn jemand eine Torte ins Gesicht bekam, wenn ich an so Slapsticks a la Dick und Doof denke. Heute wird gelacht, wenn
Videos die Runde machen bei denen auf Mitschüler eingetreten wird.
Und G., die Frage, die Du Dir gestellt hast, die habe ich mir auch gestellt: "Warum hat sich der ehemalige Klassenkamerad meiner Freundin das Leben genommen, obwohl er ein stabiles Umfeld hatte?"
Natürlich hat der Tod des Klassenkameraden meine Freundin und mich heute nicht losgelassen und so kamen wir auch immer wieder auf diese Frage zurück. Vielleicht hat er es aus Scham getan so wie
Du es auch vermutest? Er war ein starker Typ, es wirkte immer so als wäre er auf der Sonnenseite des Lebens, machte einen FlicFlac aus dem Stand, wahrscheinlich hätte ihm gar keiner geglaubt.
Vielleicht glaubte er deshalb es mit sich allein ausmachen zu müssen? Er steckte Energie in die Abwehr der Angriffe und in die Aufrechterhaltung der Fassade des starken Mannes. Gerade wenn man so
stark rüber kommt, dann ist es unwahrscheinlich schwer einen Menschen zu finden, der einem glaubt, dass man sich schwach und angegriffen fühlt. Ich kenne es aus eigener Erfahrung, wer stark wirkt
und es auch durchaus ist, findet selten jemanden, dem er eine Schwäche oder eine schlimme Situation erzählen kann ohne dann so Sätze zu hören wie: "Ach komm ist doch nicht so schlimm!" oder "Du
packst das schon, wenn nicht Du wer dann!" oder "Nein, bitte weine nicht!" Der totale Quatsch, der einem in schwierigen Situation wirklich überhaupt keine Hilfe ist. Und wenn man sowas zu hören
bekommt, fängt man an die Dinge mit sich alleine zu regeln. Ein reflektiertes achtsames Leben zu führen ist dabei sehr hilfreich, einen echten Freund ersetzt es nicht.
I. hat es so schön formuliert:
"Da sein und das Opfer ganz stark spüren lassen. "Ich bin da. Du bist wertvoll!""
Genau solche Freunde braucht man, bzw. nicht man, sondern jeder, jeder mindestens einen!
Meine ursprüngliche Frage, die mich zum Schreiben des Threads bewogen hat, war ja warum Menschen sich zusammen rotten, um einen anderen Menschen zu quälen. Und Herr B. und I. Ihr hattet
angefangen zu überlegen wie man entgegenwirken kann, bzw. was man fürs Opfer tun kann. So wie Herr B. es sagt mit gutem Beispiel voran gehen, finde ich gut und würde es aber unbedingt um die
Aussage von I. ergänzen wollen, dass man den Opfern ein echter Freund ist und dann noch zusammen mit der Aussage von G., dass es schön wäre immer mehr Menschen zu haben, die in sich ruhen, weil
sie es dann nicht nötig haben einen anderen zu verletzen. Mit allen Lösungen zusammen kämen weniger auf die Idee es zu tun und die doch Opfer würden, hätten jemanden an ihrer Seite, der sie
stützt.
Und das Thema aus einer Tabu- und/oder Schamzone rauszuholen ist bestimmt auch ein guter Schritt, so wie es schon in dem Fall, der von T. geschildert wurde, erfolgreich passiert. Auch dass I.
hier geschrieben hat, selber schon solchen Angriffen ausgesetzt gewesen zu sein. Das Schweigen zu brechen ist bestimmt der bessere Weg. Niemand sollten einen anderen mobben, aber es sollte sich
auch niemand schämen müssen zu sagen, dass ihm gerade sowas widerfährt.
Wenn ich mir überlege, was der Klassenkamerad meiner Freundin aufgegeben hat, für ein paar dumme Menschen. ...
Gibt es eigentlich wirklich einen Unterschied, ob ein Mensch einen anderen mit einem Messer tötlich niedersticht oder ihn mit Worten so in die Enge treibt, dass der andere nur noch den Ausweg
sieht sich das Leben zu nehmen? Tot sind doch am Ende beide. Warum ist das eine Mord und das andere nicht?
Immer noch son bisschen fragende und nachdenkliche Grüße
Bettina
Eine weitere Fortsetzung mit hilfreichen links:
Hallo I., Hallo R.,
ich finde den Austausch, den Ihr hier miteinander noch geführt habt total klasse. Ihr habt dadurch schon gezeigt wie man es schaffen kann sich aufeinander zu zu bewegen, auch dann wenn man
einander nicht gleich versteht.
Ach so, R., da ich Euch hier Beide anspreche, fand ich ein gemeinsames Duzen von I. und Dir sympathischer. Dass Du präventive Arbeit durchführst finde ich richtig gut!
Und I. noch ein Wort zu Deiner Frage, wer auf die Opfer zugeht, da habe ich was im Internet gefunden, was ich mir durchgelesen und richtig gut gefunden habe. Es gibt eine Ausarbeitung, die sich
"Hilfe gegen Mobbing am Arbeitsplatz" nennt. Hier der link dazu:
Wenn irgendeinem von uns ein Freund erzählt, dass er sich gemobbt fühlt, am besten diese Info mal zusammen durchlesen. Und vor allem den Freund ernst nehmen in seinen Sorgen.
Am Ende sind auch noch ein paar links aufgeführt, die ich mir noch nicht angeschaut habe, aber die sind ggf. auch hilfreich.
Herzliche Grüße
Bettina
Hier noch die Linkliste:
http://www.baua.de – Homepage der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (Telefon-Infos: 0231 9071-0)
Telefonische Beratungsstellen gibt es u. a. bei den Sozialämtern, Ämtern für Arbeitsschutz, Gleichstellungsstellen der Kommunen, Beratungsstellen der Gewerkschaften, Krankenkassen,
Kirchen, Wohlfahrtsverbänden, sozialen Vereinen und Verbänden, Selbsthilfegruppen