Mit dieser Geschichte versuche ich übrigens tatsächlich nur die Aussage zu erklären:
„Es ist nicht das, was Ihnen geschieht, was Sie verletzt, sondern die Art wie Sie darauf reagieren!“


La vita è così – oder eine Strichmännchen-Erzählung in 5 Kapiteln
1. Kapitel: Ein Strichmännchen-Streit
Der Zuschauer sieht von oben auf eine Stadt, die Kamera zoomt Stück für Stück runter bis auf ein kleines Haus. Die Kamera schwenkt auf die Tür des Hauses, sie wird aufgeschwungen und Kamera einschließlich Zuschauer treten ein. In der ersten Szene sehen die Zuschauer ein rosa und ein lila Strichmännchen, die einander zugewandt sind, man kann aber noch nicht erkennen, was gerade geschieht. Die Kamera zoomt auf das rosa Strichmännchen, nun sieht man, dass es wild gestikulierend vor dem Lilafarbenen steht. Die Nahaufnahme geht auf den Mund des rosa Strichmännchens und der Zuschauer sieht, dass Worte in Form von glühenden Blitzen aus dem Mund kommen. Ein Blitz ist geformt aus den Worten: "Alles DEINE Schuld!" der nächste Blitz besteht aus den Worten: "Immer machst DU alles kaputt!" Jetzt blendet die Kamera auf den letzten Blitz und verfolgt seinen Weg vom Mund des rosa Strichmännchens und endet am Herzen des Lilafarbenen und der Zuschauer sieht, dass das Herz vom Blitz gespalten wird. Die Kamera fährt hoch in das Gesicht des lila Strichmännchens. In den Augen bilden sich Tränen, die langsam über das Gesicht kullern und der Mund ist geöffnet als wollte er reden, aber er redet nicht. Die Kamera fährt langsam zurück und der Zuschauer sieht wie das lila Strichmännchen, sich hinsetzt, die Beine an sich zieht und seinen Kopf auf seinen Knien ablegt, während das rosa Strichmännchen sich umdreht und mit schweren Schritten aus der Tür und dann über den Weg durch einen wunderbaren Rosengarten davon stapft.
Die Szene wird ausgeblendet.
2. Kapitel: Das rosa Strichmännchen
Der Zuschauer begleitet das rosa Strichmännchen auf seinem Weg nach Hause. Aus der Totalen sehen wir, dass das Strichmännchen über mehrere Bürgersteige geht, rechts und links säumen graue Strichmännchen seinen Weg. Die Kamera kommt aus der Totalen auf den Bürgersteig und macht einen ruckartigen Stopp und hält vor einem grauen Strichmännchen, das der Kamera den Rücken zudreht, es steht dort einfach. Die Kamera erhöht sich aus der Szene und der Zuschauer sieht wie das rosa Strichmännchen auf das graue Strichmännchen aufläuft. Aus dem Mund des rosa Strichmännchens kommen scharfe Pfeile, es schubst das graue Strichmännchen, was dadurch zu Boden fällt. Die Kamera blendet auf den Rosafarbenen, der wieder schweren Schrittes davon stapft, dann schwenkt sie auf den Grauen, der sich einen Arm festhält in dem einer der scharfen Pfeile steckt und blendet dann auf die Gedankenblase des Grauen in der man ein großes Fragezeichen sieht. Mittlerweile ist der Rosafarbene vor seinem Haus angelangt. Er reißt die Tür auf, schmeißt sie hinter sich ins Schloss. Sinkt direkt hinter der Tür zu Boden. Die Kamera zoomt auf sein Gesicht, der Zuschauer sieht auch hier wie eine Träne das Auge verlässt. Die Kamera zoomt zurück. Das rosa Strichmännchen zieht die Beine an sich und legt seinen Kopf auf den Knien ab.
Die Szene wird ausgeblendet.
3. Kapitel: Das lila Strichmännchen
Das lila Strichmännchen sitzt immer noch zusammen gekauert auf dem Boden es hat die ganze Wohnung voll geweint, überall ist Wasser. Dem lila Strichmännchen steht das Wasser bereits bis zum Hals als es aufhören kann zu weinen. Die Kamera fängt die letzte Träne ein und geht dann wieder in die Totale und lässt den Zuschauer von oben auf die Szene schauen. Das Strichmännchen versucht aufzustehen und watet durch die Tränen, geht nach rechts, nach links, dreht sich im Kreis, lässt sich auf die Knie fallen, das Meer der Tränen spritzt an ihm hoch und dann nimmt es den Kopf in die Hände und die nächsten Tränen fließen. Es weint und weint bis ihm wieder das Wasser zum Hals steht. Ganz geschwächt steht es auf, wankt dabei und es muss weiter weinen, wieder bis das Wasser zum Hals steht. Die Tränen versiegen ein weiteres Mal. Die Hände die gerade noch das Gesicht vergruben, fallen ins Wasser, das hochspringende Wasser hüpft über das Männchen drüber. Ganz eingeengt vom Meer der Tränen, lässt das lila Strichmännchen nur noch den Blick schweifen und erinnert sich an ein Fenster. Mit letzter Kraft wankt es, beziehungsweise schwimmt fast mehr zum Fenster, um es zu öffnen. Ein ganzer Schwall des Tränenmeeres ergießt sich im wunderbaren Rosengarten. In dem Moment erinnert sich das lila Strichmännchen auch wieder an die Tür, öffnet auch diese und der wunderbare Rosengarten ist nun komplett geflutet.
Die Szene wird ausgeblendet.
4. Kapitel: Das orange Strichmännchen
Die Zuschauer sehen ein oranges Strichmännchen auf einer Mauer sitzen, die die Stadt vom umliegenden Land teilt. Das orange Strichmännchen sitzt mit Blick Richtung Felder, Wiesen und Wälder. Mit den Händen scheint es sich fast etwas abzustützen und es wippt ein bisschen mit den Beinen.
Neben ihm auf der Mauer liegt ein Handy. In dem die Kamera aufs Handy zoomt, beginnt dieses hektisch zu zappeln. Ein Anruf. Die Kamera geht wieder auf Totale. Der Zuschauer sieht wie das orange Strichmännchen das Handy ergreift und ans Ohr hält. In dem Moment teilt sich das Bild. Als Zuschauer dürfen wir nun den Angerufenen wie auch den Anrufer sehen, es ist das lila Strichmännchen. Im nächsten Moment teilt sich der Bildschirm sogar in drei Bilder. In dem linken sehen wir ein schweigendes zuhörendes oranges Strichmännchen, bei dem im Moment noch nicht mal mehr die Beine wippen. Im rechten Bild sehen wir das lila Strichmännchen, aus dessen Mund in Sprechblasen alle geweinten Tränen kommen. Das Bild in der Mitte scheint nur eine Linie mit einem darauf befindlichen Kästchen zu sein. 
Die Kamera verkleinert nun das linke und rechte Bild und zoomt sich komplett auf das mittlere, um dann in Großaufnahme auf das Kästchen zu gehen. Nun kann man den Schriftzug des Kästchens erkennen. Drauf steht: „Hier wandeln sich alle gesagten Gefühle in das um, woraus sie einmal entstanden waren.“
Die Kamera zoomt zurück bis das mittlere Bild wieder ganz verschwindet und man wieder nur das orange und lila Strichmännchen auf einem zweigeteilten Bildschirm sieht. Und langsam formt sich für den Zuschauer eine Linie zwischen dem Mund des lila Strichmännchens und dem Ohr des orangen Strichmännchens. Für jede Träne, die nun das lila Strichmännchen durch den Mund an das orange Strichmännchen weiter geben will, kommt an dem Ohr des orangen Strichmännchens ein Herz hervor. Zwischen den Tränen kommen auch immer wieder mal rosa Strichmännchen aus dem Mund des Lilafarbenen. Große, Kleine, Dicke, Dünne, allesamt durchgestrichen, alles rosa Strichmännchen, die den Weg des Lilafarbenen schon kreuzten. Auch die durchgestrichenen Strichmännchen kommen bei dem Orangen als Herzen an, allerdings als zerbrochene. Viele Tränen, durchgestrichene rosa Strichmännchen und Herzen später legen beide auf und der Zuschauer sieht wieder nur das orange Strichmännchen.
Da zappelt das Handy erneut. Diesmal ist es das rosa Strichmännchen, es folgt der gleiche Ablauf. Die Zuschauer sehen ein rosa Strichmännchen aus dessen Mund über die Linie zum Ohr des Orangen Blitze und durchgestrichene lila Strichmännchen in allen Formen gesendet werden, die dort als Herzen wie eben auch als zerbrochene Herzen ankommen. Auch hier wird nach vielen Blitzen, durchgestrichenen lila Strichmännchen und Herzen aufgelegt. 
Nun ist das orange Strichmännchen wieder allein zu sehen. Es sitzt immer noch auf seiner Lieblingsmauer schaut eine Weile in die Wiesen, Felder und Wälder und beginnt dann mit seinem linken Fuß ein Herz in die Erde unter seinen Füßen zu malen und noch eins und noch eins und noch eins, ... Es ist ganz versunken darin. Dann blickt es auf. Und nun malt es mit dem rechten Fuß Blitze und Tränen in die Erde. Und nun kullern auch dem orangen Strichmännchen ein paar Tränen über die Wangen. Ein paar fallen in die gemalten Herzen, ein paar in die gemalten Blitze und Tränen.
Die Szene wird ausgeblendet
5. Kapitel: Das silberne Strichmännchen
Ein silbernes Strichmännchen läuft an der Stadtmauer entlang und sieht das Orange. Es setzt sich zu ihm auf die Mauer und legt schweigend seinen Arm um das orange Strichmännchen. Das Silberne wischt dem Orangen die Tränen fort.
Mit seinem rechten Fuß verwischt das silberne Strichmännchen die vom Orangen gemalten Tränen und Blitze und malt stattdessen auch hier Herzen. Und sagt dabei zum Orangen: „Es ist nicht das, was ihnen geschieht, was sie verletzt, sondern die Art wie sie darauf reagieren!“ Darauf sagt das Orange: „Ja, ich weiß ja, aber warum sehen sie es nicht, es ist doch so einfach?“
Darauf antwortet das Silberne: „Du hast das Kästchen, indem Du die gesagten Gefühle in das wandeln kannst aus dem sie entstanden sind. Und damit fängt es doch schon an, sie haben dieses Kästchen nicht, sie haben den anderen nicht im Blick, sie können nicht so weit über einen Situation schweben, um sie aus einem anderen Licht zu sehen. Sie sehen die Geschichte des anderen nicht. Ihre verletzten Gefühle sind so groß, dass sie die verletzten Gefühle des anderen nicht sehen können. Sie können nur ihren eigenen Schmerz erfassen, aber nicht den des anderen.“
Darauf sagte das orange Strichmännchen: „Eigentlich reicht es doch, dass wir wissen, dass wir alle eine Geschichte mit uns tragen und wenn ich den liebenden Blick für meine Mit-Strichmännchen nicht verliere, dann weiß ich doch, dass der andere aufgrund seines Schmerzes nicht anders handeln konnte. Dass wir immer wieder Lebenssituationen ausgesetzt werden, die wir lieber nicht erleben möchten, können wir doch gar nicht verhindern. Nur wie wir damit umgehen wollen, das ist die einzige wirkliche Freiheit, die wir haben, die uns niemand nehmen kann. Wir sind doch in der Lage zu entscheiden, was ein Ereignis mit uns macht.“
„Sind wir das?“, fragt das Silberne darauf.
„Ja!“, sagt das Orange bestimmt.
Darauf sagt das Silberne: „Und warum verletzt es Dich so, dass sie es nicht können? Weißt Du, es ist doch so, Du musst als Strichmännchen erst mal den Mut aufbringen auf Dich selber zu schauen. Und wenn Du Dir dann ja eingestehen musst, dass es nicht das Verhalten eines anderen Strichmännchens oder die Umstände waren, die die vermeintliche Schuld dafür tragen, sondern Du selbst, das ist mitunter erst mal richtig bitter. Zu verstehen, dass wir uns oftmals unbewusst dazu entschieden haben, dass man uns verletzen darf und wir uns nun genauso bewusst dafür entscheiden könnten, dass man uns nicht wehtun wird – ist nicht so leicht zu akzeptieren. Es scheint doch sehr herausfordernd zu sein den anderen nicht aus dem Blick zu verlieren und sich selber aber eben auch nicht. Man muss sich nicht dazu entscheiden glücklich und zufrieden zu sein, kann man aber.“
Das Orange beginnt nun mit einem zögerlichen: „Jaa, es hat mich verletzt, dass sie einander so wehtun. Ich verstehe nicht, dass das rosa und das lila Strichmännchen gar nicht sehen, dass sie das, was sie taten jeder doch nur aus Liebe machten und jeder aber halt seine Liebe auf seine eigene Art gab. Jaa, ich habe mich entschieden mich verletzt zu fühlen. Aber ich muss mich gar nicht verletzt fühlen, um Beiden eine Hand zu reichen! Muss ich gar nicht!“
Letzte Szene: Das orange Strichmännchen hat ein Grinsen im Gesicht, kratzt sich am Kopf, hakt sich beim silbernen Strichmännchen ein und denkt laut: "Strichmännchen, Strichmännchen, wenn diese Welt nicht von Gefühlen regiert wird, von wem dann?“